Hauptraum

Der Hauptraum des Hauses besteht aus einer freigeräumten Fläche für alle die gerne Tanzen oder beisammen stehen wollen und einer Bar. Das Licht ist gedimmt und an einigen Stellen auf der Theke und mehreren kleinen Tischen flackern LED-Kerzen in den Laternen.

Die Bar ist durch eine nahezu halbrunde Theke vom Rest des Raums getrennt und davor befindet sich eine Reihe eleganter Barhocker. An der linken Seite der Wand befindet sich ein Durchgang für den Barkeeper, der mit einem dunkelroten Vorhang verhängt ist. Der Barkeeper ist in einen eleganten grauen Anzug gekleidet und hat sich als Alec vorgestellt. Sein Gesicht ist unter einer Schicht aus ebenso zart grauem Make-Up verborgen.

Auf einem Regal hinter der Theke an der Wand stehen eine Menge verschiedenster Flaschen die Spirituosen aller Art enthalten. Es mangelt dabei nicht an Whiskey, Rum, Wodka, Gin, Weinbrand, Likören und anderen Spirituosen. Aber auch viele Säfte und der ein oder andere Sirup, einige Gewürze und eine Schale Früchte stehen bereit. Bei den Damen scheint besonders der ein oder andere Cocktail beliebt zu sein, aber auch die Herren werden in der Liste der Drinks garantiert fündig.
Auf der Platte der Theke stehen ein paar Dekorationsartikel. Auf beiden Seiten zur Wand hin stehen je ein kleiner und ein größerer geschnitzter Kürbis mit einer flackernden LED-Beleuchtung im Innern. In der Mitte der gebogenen Platte wurde eine Schale mit kleinen Kürbissen, Obst und farbenfrohen Blättern aufgestellt. Von der Vertäfelung oberhalb der Theke hängen Girlanden, die ebenfalls aus Blättern und einer Art Gespinst angefertigt wurden. In diesen Gespinsten hängt die ein oder andere schwarze Spinne.

Auf einem Tisch in der Ecke neben der Eingangstür steht eine Schale in der sich ein Kürbis, mehrere rote und gelbe Blätter, sowie verschiedene Früchte befinden. Neben der Schale steht eine hölzerne Laterne mit Verglasung, in der eine echte Kerze brennt.
Nachdem alle Feiernden eingetreten sind, lässt sich die Tür nicht mehr öffnen.

Gegenüber der Eingangstüre befinden sich zwei weitere Türen. Eine davon führt in einen Gang, an dessen Ende sich eine Treppe in den Keller befindet. Die zweite Tür führt in die Küche.
Beide Türen sind verschlossen und lassen sich nicht öffnen.

"Aaah!" erschrak Hotaru, nachdem die Tür zum Hauptraum wie von Geisterhand aufging. Sie wusste, dass sie spät dran war, aber außer ihr und dem Kerl hinter der Theke war scheinbar niemand da. Woran das wohl lag?
Der Raum hatte ein gutes Ambiente und gemütlich wirkte es hier auch, nicht ganz so gruselig wie in ihrer Vorstellung. Mit neugierigen Blicken sah sie sich jedes Detail im Raum genau an. Hier hatte sich jemand wirklich Mühe gegeben.
Auch wenn sie es etwas seltsam fand, als einziger Gast hier zu sein, machte sie keine Anstalten eine andere Tür auszuprobieren.

Es waren tatsächlich erst wenige Gäste da. Die kleine Gruppe bestand aus vier Geistern, die sich zusammen an einen kleinen Tisch gesetzt hatten und sich über verschiedenen Getränken fleißig unterhielten.
Alec lächelte freundlich, als er die junge Frau an der Tür bemerkte.
"Treten sie nur ein junge Dame, ich verspreche ihnen die Geister werden sie nicht verschlingen. Vielleicht darf ich ihnen ein Getränk anbieten, bis die restlichen Gäste eintreffen?"
Die Geister sahen kurz herüber, doch dann wandten sie sich wieder ihren Getränken und ihrem Gespräch zu.

Killian war wie von magischer Hand durch die Tür geschoben worden und stand nun im Hauptraum des alten Hauses. Dort angekommen überprüfte er die Lage. Scheint alles in Ordnung zu sein hier drin. Nichts außergewöhnliches fest zu stellen. Erst dann bemerkte er die junge Dame und den Mann hinter der Theke. Die junge Frau schien sich auch alles genau an zu sehen und stand immer noch in der Nähe der Tür. Mit seiner verzerrten Stimme begrüßte er sie und deutete eine Verbeugung an. Erst jetzt bemerkte er die Gruppe Geister, die an einem Tisch saßen und angeregt über Getränke sprachen. Ihre Unterhaltung konnte man trotz der Laken gut verstehen, doch dies sollte Killian nicht weiter interessieren. Er wandte sich wieder der Frau zu. "Hallo junge Dame. Darf ich sie auf einen Drink einladen?" Er bot ihr seinen Arm an, um sie zur Theke zu führen, um dort für sich und sie ein Getränk zu bestellen, welches sie dann gemeinsam genießen konnten. Der Mann hinter der Theke musterte sie neugierig und hatte sie scheinbar angesprochen, weswegen sie in seine Richtung geschaut hatte, doch auch er wirkte nicht sonderlich schaurig. Killian hatte also keinen Grund allzu vorsichtig zu sein und seine Anspannung lockerte sich etwas. Außerdem befand er sich in Gesellschaft einer hübschen jungen Dame, dass machte es um einiges besser.

"Erinnere mich noch einmal warum wir hier sind."
"Weil du der Meinung warst, dass wir ein wenig 'bonding time' nötig hätten und du diese Einladung bekommen hast."
Terence seufzte. Er hatte jetzt schon keine Lust auf so viel soziale Interaktion, die ihn wahrscheinlich erwarten würde...und sie - er und seine Partnerin - waren noch nicht einmal richtig angekommen! Am Ende würde er wahrscheinlich wieder nur mit einem Drink an einer Wand stehen und hoffen, dass Selina in angetrunkenem Zustand etwas besser mit sich reden lassen würde.
"Abgesehen davon glaube ich, dass du einfach nur gerne diesen Raben auf der Schulter tragen wolltest. Was genau soll überhaupt so gruselig an dir sein?", fragte seine Begleitung, woraufhin Terence für einen Moment ihr eigenes - ich zitiere - spoopy Fledermauskostüm beäugte. Kurz wollte mit einem eher abfälligen Kommentar darauf antworten, beschloss aber doch still zu bleiben.
"Edgar Allan Poe ist einer der prägenden Schriftsteller der Horror- und Kriminalliteratur. Seine Geschichten sind Kult und gruselig.", versuchte er schließlich seine Verkleidung zu rechtfertigen.
"Darüber lässt sich streiten...", murmelte Selina zu sich selbst und sah sich nebenbei nach einem netten Platz, oder einer kleinen Gruppe um, der sie beiwohnen könnte. Wirklich viel schien ja noch nicht los zu sein. Ein paar Geister saßen herum, aber zu denen wollte Selina ehrlich gesagt nicht wirklich.
Terence hingegen ging der Gedanke über die mysteriöse Einladung nicht aus dem Kopf. Diese schien wohl kein Flyer, der als Werbung in jeden Briefkasten der Nachbarschaft geworfen war. Dafür waren hier eindeutig zu wenige Gäste. Warum also wurde ausgerechnet er ausgesucht. Er ging kurz alle möglichen Firmen und Seiten durch, die seine Kontaktdaten besitzen könnten, gab aber schließlich auf. Heutzutage konnte das doch jeder herausfinden. Hatte er irgendeine zufällige Verlosung gewonnen, an die er sich nicht mehr erinnern konnte?
"Lust auf einen Drink?", riss Selina ihn schließlich aus seinen Gedanken.
Terence antwortete zuerst nur mit einem Schulterzucken. "Warum nicht?" Die Bar wirkte ja doch ganz nett, so stilecht. Jetzt musste er nur hoffen, dass die Leute auch okay waren. Aber vielleicht würde er auch so erfahren, woher die seltsamen Einladungen kamen. So stellten sich die beiden Gäste an die Theke und warteten darauf ihre Bestellung aufgeben zu können.

"Willkommen an meiner Bar, was darf ich ihnen servieren?" sprach Alec die Gäste an, die nach und nach an seiner Bar eintrudelten. Offenbar schien es keiner von ihnen eilig zu haben und das war ganz angenehm. Blieb die Frage, wie sie reagieren würden wenn sie feststellten, dass es keine Möglichkeit gab einfach wieder zu gehen. Ein feines Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht, dass den ganzen Abend so gut wie nie verschwinden würde, egal was passierte.

Violetta trat durch die Tür in den Hauptraum des alten Hauses, nachdem sie wenige Minuten zuvor von einem ihrer Freunde hier abgesetzt worden war. Dieser hatte das Haus mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Abneigung betrachtet und anschließend gefragt, ob er nicht mitkommen sollte, nur zur Sicherheit. Sie hatte nur gelacht und war ausgestiegen. Sie brauchte keinen Begleitschutz wie eine verzogene Göre aus einer abgeriegelten Wohnsiedlung. Sie sah nochmal an sich herunter und dachte, dass sie sich wirklich bei ihrer besten Freundin Tabhita bedanken musste. Das Kostüm war einfach grandios geworden: Ein zerschlissenes weißes Kleid, welches gut und gerne als ein Brautkleid durchgehen mochte fiel bis fast auf den Boden herunter, seine Falten zuweilen von Dreck und Asche geschwärzt. Über ihre violetten Haare hatte sie kurzerhand eine Perücke drapiert, sodass nun langes schwarze Strähnen wie Wellen von ihrem Kopf herunterliefen. Durch den subtilen Einsatz von Schminke hatte sich ihr Gesicht in eine geisterhafte, fast durchscheinend wirkende Fratze verwandelt, die deutlich den Eindruck von etwas Andersweltlichem vermittelte und ihr einen klagenden, gequälten Anschein verlieh. Kontaktlinsen ließen ihre Augen zu einem einzigen stygischen Schwarz werden, zwei  Brunnenschächte ohne erkennbaren Grund und seltsam gefangennehmend, wie ein schwarzes Loch in der Einsamkeit des Alls. Als sie die kurze Einladung überflogen hatte, die ihren Weg in einen ihrer toten Briefkästen gefunden hatte, war ihr sofort eine Idee gekommen, was sie darstellen wollte: La Llorona, die Weinende. Eine Schreckensgestalt, die überwiegend in Mexiko und Lateinamerika bekannt war, aber durch Immigration und Hörensagen auch im herzen Amerikas und bis nach Montana vorgedrungen war. Sie sah sich im Raum um und ging dann mit langsamen, gesetzten Schritten auf die Bar zu, darauf achtend, dass sie gesehen wurde. Sie wusste zwar nicht, wer sie eingeladen hatte und ob dies nicht nur eine perfide Falle war, aber nichts würde sie davon abhalten, sich zu amüsieren. Zur Not hatte sie ja noch immer das Messer an ihrer Seite...
An der Bar angelangt richtete sie ihre Augen auf den Barkeeper und deutete ein leichtes Nicken an. Kein Wort drang über ihre Lippen, das gehörte zum Akt dazu.