Die alte Gruft

Eine enge Wendeltreppe führt dich hinab in den Keller des Hauses. Ein schmaler Gang, dessen Wände aus dicken schweren Steinen bestehen und dessen Boden, eine Mischung aus Steinplatten und Dreck ist, führt dich zu einer alten schweren Eisentür, deren Verzierungen von den Toten zeugen, die einst das Zeitliche segneten. Durchschreitest du diese Tür, gelangst du in einen weiten fensterlosen Raum, dessen Tiefen in Dunkelheit getaucht sind, der jedoch erstaunlich kalt und trocken scheint.

Die Tür schließt sich mit einem einrastenden Geräusch hinter dir.

Steinerne Säulen tragen die Decke und Fackeln erleuchten die ersten 10 Meter des Raumes. Zu deiner linken befindet sich ein kleiner Beistelltisch aus altem Eichenholz und mit goldenen Ornamenten. Er sieht erstaunlich gut erhalten aus. Auf diesem Tisch befindet sich eine Porzellanvase, in welcher verwelkte weiße Calla Blumen stehen. Die Vase steht auf einem vergilbtem Häkeldeckchen aus floralen Mustern. Es scheint, als würde sich eine Schublade unter der Tischplatte verbergen, doch gibt es weder Schlüssel, noch ein Schlüsselloch oder gar andere Mechanismen zum Öffnen. Ein Schraubendreher befindet sich, verborgen vor ersten Blicken, in der Ecke, zwischen Tisch und Mauer.
Zur rechten der Tür findet sich eine schwere Standuhr, deren Pendel einen beständigen dumpfen Gong erzeugt, der den Raum zu erfüllen scheint. Der Kasten ließe sich öffnen, ist jedoch verschlossen. An der Seite des Oberen teils, findet sich ebenfalls eine geheime Kammer, auch sie ist verschlossen, ein Schlüsselloch ist jedoch sichtbar. Das Ziffernblatt zeigt römische Zahlen, zwei Skelette tanzen verwirkt hinter den gusseisernen Zeigern. Das Holz der Uhr scheint aus Mahagoni, künstlerische Feinarbeiten sind hineingeschnitzt und zeigen neben verborgenen Engeln eine Fleur De Lis.
Dein Blick schweift hinab, in die weiten des Raumes hinein. Drei Särge scheinen dort zu stehen. Verborgen bleibt deinem Blick, dass sie aus dunklem Stein gehauen sind. Schwer sind die Deckel und reich an Verzierungen. Doch deine Schritte reichen nicht bis zu ihnen. Nebel scheint aufzukommen, hier in der alten Gruft.

Als deine Sinne dich wieder aufleben lassen, musst du feststellen, dass du mit den anderen, durch schwere Eisenketten vor dem Körper mit den Händen, verbunden bist. So steht ihr nun im Kreis, euch zueinander zugewandt und einen Abstand von ca 10cm. Der Schlüssel zu euren Ketten, befindet sich zur rechten der Tür, in dem kleinen Kästchen oberhalb. Einschlagen ist keine Möglichkeit, das Holz ist zu dick. Wie also, gelangt ihr an eure Freiheit? Weite Instruktionen folgen, bei voranschreitendem Erfolg.

Viel Glück

Langsam erwachte Azmodan wieder. Irgendetwas klimperte in seiner Nähe und mit ein wenig Mühe öffnete er die Augen. Sein Mund war trocken und seine Lieder schwer. Auch seine Knochen fühlten sich taub an. Überrascht tastete er sich ab und musste feststellen, dass alle seine Sachen verschwunden waren. Dolche, Nadeln, alles war weg. Verdammt wo bin ich da nur hinein geraten und was ist das für ein Haus? Er erinnerte sich daran, wie er mit Dracula und der bunten Hexe eingelassen wurde und dann waren sie in den Keller gegangen. Dort angekommen hatte sich ihnen ein zwar altes aber nicht unbedingt schauriges Bild geboten. Doch kurz darauf war er ohnmächtig geworden und nun war er wieder zu sich gekommen und etwas klimperte an seinen Händen. Als er die Augen komplett öffnete, stellte er fest, das er mit Ketten an den Händen gefesselt war und das neben ihm zwei weitere Personen lagen. Einmal die bunte Hexe und daneben Graf Dracula. Na toll wie konnte das nur passieren? Auch die Beiden waren an ihren Händen gefesselt und scheinbar ohnmächtig, denn er war der erste der wach geworden war.

Hatte er das geräuschvolle Schließen der kellertür noch für einen schlechten Scherz gehalten, so hatten doch seine Alarmglocken geklingelt, als plötzlich Nebel im Raum aufkam, zusammen mit einem unterschwelligen Geruch, den er sonst höchstens aus dem OP-Saal kannte. Aber da war es schon zu spät gewesen.
Als Louis nun blinzelnd die Augen öffnete, blickte er zuserst in die Halbmaske des Phanthoms, dann auf das hohe Gewölbe über ihm, dann auf die bunte Hexe neben ihm und schließlich auf die Ketten, in denen seine Hände steckten. Einem Reflex folgend riss er die Handgelenke auseinander, was dem Eisen ein klirrendes Geräusch entlockte, ansonsten aber nichts bewirkte.
Einatmen. Ausatmen.
War er also den ganzen weiten Weg hier her gekommen, um Opfer eines wahnsinnigen Psychopaten zu werden? Oder war das die Vorstellung des Gastgebers von guter Unterhaltung auf einer Halloweenparty?
Zu seiner Erleichterung merkte Louis, dass er wütend war. Wut war gut. Zumindest Tausendmal besser als Angst, denn Angst macht handlungsunfähig und das war das lezte, was er in dieser Situation sein wollte.
"Sie haben nicht ganz zufällig ein paar Dietriche dabei, oder?" wandte er sich, eher rhetorisch gemeint, an das Phantom.

Sie fand das alles ja ganz spannend, als sie den kleinen Wegweisern in den geheimnisvollen Keller gefolgt waren. Als die Tür ins Schloss gefallen war, hatte sie noch nichts böses geahnt, aber jetzt...

Nora schaffte es sogar im weg getretenen Zustand noch unverständliche Worte vor sich hin zu murmeln.
Tatsächlich wurde sie erst wieder wach, als Dracula an den Ketten zog und damit auch an ihrem linken Handgelenk.
"He, warum... was...!?"
Mit einem Ruck setzte sie sich auf und sah sich um.
"Das ist ein Scherz, oder?"
Ihre Tasche war weg und das war nicht gut. Da war alles drin, was Frau an einem Abend so brauchte. Dazu gehörte eine ganzer Menge Kleinkram. Weil sie den gerade eben nicht mehr hatte, schüttelte sie auf die Frage hin verneinend den Kopf.
"In meiner Tasche hätte ich ein paar Haarnadeln..."
Verfluchte Galgenkarte, das konnte doch nicht der Ernst des Gastgebers sein?!
"...und jetzt? Nehmen wir alles auseinander und schauen, ob wir irgendetwas nützliches finden können? Aber da hinten hin geh ich nicht, da ist kein Licht mehr und die Klötze da sehen verdammt nach Särgen aus!"
Nicht das sie sich nicht gerne mal etwas gruselte, aber so etwas ging eindeutig zu weit. Sie war zwar eine Hexe, wie man ihr immer wieder nach sagte, aber sie gab sich nicht mit Toten in Särgen ab!
Trotzdem, sie war auch Psychologin und wenn sie die beiden Herren so ansah, hätte sie es mit ihren Gefährten wohl auch schlimmer treffen können. Beide schienen gefasst - vielleicht gefasster als sie selbst und ruhig - eindeutig ruhiger als sie. Sie sah sich unruhig um und zuckte bei jedem Klirren und Rasseln der Ketten zusammen.
"Wie auch immer, ich will bitte ganz schnell hier heraus."

Nachdem mittlerweile auch die beiden Anderen erwacht waren und genauso im ersten Moment erschrocken waren wie er, hatte sich Dracula doch recht schnell wieder gefangen. Die Hexe hingegen wirkte weiter hin etwas verschreckt und wollte so schnell es ging hier wieder weg. Als Dracula sich dann an Azmodan wandte und ihn nach ein paar Dietrichen fragte, musste dieser leider verneinen. "Leider nein. Mir wurden meine ganzen Sachen abgenommen, die ich bei mir trug." Erneut schaute er sich im Raum um und als die Hexe dann damit anfing, dass sie nun den ganzen Raum auseinander nehmen sollten, um hier heraus zu kommen seufzte Azmodan laut auf. "Bevor wir hier alles auseinander nehmen, sollten wir uns erst mal ein wenig umschauen und alles in Ruhe überdenken. Wer weiß, vielleicht gibt es eine ganz einfache Möglichkeit hier raus zu kommen." Azmodan versuchte die Hexe zu beruhigen, doch er war sich nicht sicher ob seine Worte von Erfolg gekrönt waren. Er war ein rational denkender Mensch und doch war auch er sich in so einer Situation, wie gerade, nicht sicher wie sie hier heraus kommen konnten. Doch er würde nicht aufgeben und schließlich waren sie zu dritt, also konnte jeder von ihnen eine gute Idee haben und so zu ihrem Erfolg beitragen.

Während Louis zuhörte, was die beiden zu sagen hatte, schaute er sich im Raum um. Doch er konnte nichts sehen, was ihm nicht schon vorher aufgefallen war: Der Beistelltisch, die Standuhr, ein kleiner Kasten an der Wand neben der Tür und die drei Särge im hinteren Teil. Oder lag da noch etwas unter dem Tisch? Louis konnte von hier aus nur einen kleinen Schatten erkennen.
"Eine gute Idee", meinte er also, "Lasst uns zuerst richtung Tür gehen, ich glaube dort liegt etwas unter dem Tisch, seht ihr das? Und lasst uns zur Sicherheit überprüfen, ob die Tür wirklich verschlossen ist."
Denn noch hatte er die Hoffnung nicht aufgegeben, dass das alles einkranker, aber harmloser Scherz sein könnte. Nicht dass die Chancen besonders gut standen, aber wie ärgerlich wäre es, wenn sie sich hier drin unnötig verrückt machten, weil sie die offensichtlichste aller Möglichkeiten missachtet hatten.

Damit die Hexe auch ja mitmachte und sie nicht durch eine Panikatakke auffhielt, nahm er sanft ihre Hand und sagte mit großer Sicherheit in der Stimme:
"Keine Sorge. Wir werden einfach alle zusammenarbeiten und bevor du dich versiehst sind wir hier raus und können über das Ganze lachen."

Mit leicht hochgezogener Augenbraue betrachtete Nora einen Moment die Hand, die ihre ergriffen hatte. Erst die Worte dazu machten ihr verständlich, was das sollte.
Ohweh, machte sie wirklich einen so verzweifelten Eindruck?

Sie Schenkte dem Mann ein bezauberndes Lächeln und nickte.
"Gut, dann lasst uns einmal den Tisch und alles darum herum ansehen, vielleicht finden wir dort ja etwas nützliches."
Tatsächlich war es einfacher sich zu bewegen, wenn man sich an der Hand hielt. Sie blickte das Phantom der Oper an: "Würde es sie stören meine andere Hand zu ergreifen? Es ist weit angenehmer als immer wieder ein Ruck am Handgelenk."
Sie könnten ihre Bewegungen so sicher auch besser koordinieren. Durch diese bescheuerten und sehr unangenehmen Ketten blieb ihnen nichts anderes übrig als zusammenzuarbeiten. Das war gemein, einer von ihnen würde immer rückwärts, oder doch zwei von ihnen seitlich gehen müssen.
Mit kleinen Trippelschritten (von Seiten der Hexe) näherten sie sich so dem Tisch.

Louis fand keine Einwendungen gegen Hexes Vorschlag, leider. Also klirrten und klimpert die drei Gruselgestalten Händchen haltend durch den Raum und zum Tisch. Wahrscheinlich wäre es dem Arzt wesentlich angenehmer gewesen, wenn er mit der Hexe alleine gewesen wäre, aber es war ja nicht so dass er Berührungsängste hätte. Und sie hatte recht, es ging einfacher so.

Hinter dem Tisch fanden sie den Schraubenzieher. Diesen aufzuheben gestaltete sich dagegen schwierig, da das Möbelstück ihnen den Weg versperrte uns sie sich irgendwie koordinieren mussten. Gar nicht so einfach.

Azmodan nahm die Hand der Hexe und nickte zur Bestätigung, das er verstanden habe. Ihm war es recht egal, Hauptsache sie würden so langsam mal etwas vorwärts kommen und aus dieser brenzligen Situation heraus kommen. Mit kurzen Schritten gingen die drei Gestalten in Richtung des Tisches und untersuchten dort die nähere Umgebung. Hinter dem Tisch befand sich ein Schraubendreher, den sie aber so nicht erreichen konnten. Azmodan hatte eine Idee, doch bedurfte es der Hilfe der anderen Beiden. "Wir müssten uns alle drei nach unten auf den Boden begeben, dann kann ich vielleicht unter den Tisch rutschen und so versuchen an den Schraubendreher zu kommen. Da ich der Kleinste von uns dreien bin, sollte es mir so möglich sein. Würdet ihr mitmachen?"

Er bedachte die anderen Beiden mit einem fragenden Blick, wovon sie allerdings nur halb was erkennen konnten, denn schließlich trug er ja eine halbe Maske im Gesicht. Er war sich nicht sicher, ob sein Vorschlag so gut war, doch es war das Erste was ihm eingefallen war und so schlecht klang er ja nun auch wieder nicht.

Beide Männer erklärten sich bereit das mit den Händen so zu machen und es war ja auch wirklich gleich angenehmer nicht dauernd an den Ketten zu zerren. 

Es war schon ein bisschen komisch, dass ein Mann meinte er sei kleiner als sie. Sie war 1,68 Meter groß und hatte jetzt nicht das Gefühl, als sei er irgendwie kleiner. Aber gut, ihre Frisur und ihre Schuhe ließen sie vielleicht ein kleines Bisschen größer aussehen. Dennoch stimmte sie diesem Vorschlag zu, da sie so darum herum kam unter den Tisch kriechen zu müssen. 
"Gut, dann gehen wir gleichzeitig auf den Boden runter und dann..." 
Gesagt getan, also rutschten und schoben sie sich auf dem Boden herum, damit das Phantom unter den Tisch gelangen konnte. 
"Kommst du ran?" fragte Nora und vergaß völlig, dass sie gerade eben noch beim 'Sie' gewesen waren.

Zuerst war sich Louis nicht sicher, wie das Phantom das anstellen wollte, denn da die drei an den Händen aneinandergebunden waren, würden sie nur gleichzeitig nach dem Schraubendreher greifen können. Außer natürlich, das Phantom wollte das Werkzeug mit den Füßen aus der Ecke holen.
Erst einmal machte er aber mit, vielleicht klappte es ja irgendwie.